Es sind die Optimisten, die spenden

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Bron Hilfsmittel

Herr Bron empfängt mich bei sich. Wir setzen uns in die Küche. Auf dem Tisch hat er sorgfältig alle Briefe und Dokumente vorbereitet, die er von verschiedenen Organisationen erhalten hat – der Stapel ist beeindruckend. Er ist wohl ein Mann, dem Organisation und Ordnung über alles gehen.

Er zeigt mir den einen oder anderen Brief und die Ratgeber für Testamente, die er erhalten hat, und meint: «Ich spende, seit ich denken kann.» Einerseits hat er diese Grosszügigkeit von seinen Eltern gelernt, andererseits glaubt er, im Leben viel Glück gehabt zu haben.

Calvinismus im Blut

Auf meine erste Frage zu seiner Berufstätigkeit erzählt Michel Bron, dass er seine gesamte berufliche Laufbahn im gleichen Unternehmen absolviert hat. «Zu meiner Zeit», sagt er, «übernahmen die Unternehmen noch Verantwortung für ihre Mitarbeitenden, und man blieb ihnen oft dreissig, vierzig Jahre lang treu.»

Wir verweilen etwas bei diesem erfüllten Leben, in dem er seiner Meinung nach das Privileg hatte, in einem beruflichen Umfeld mit einer sehr protestantischen Mentalität zu arbeiten – wohl noch kalvinistischer als Calvin –, aber vor allem mit grosser Stabilität. Während unseres Gesprächs zeigt er sich sehr zufrieden mit seiner Vergangenheit, die er als ruhiger bewertet als die heutige, von Umbrüchen geprägte Zeit.

Seit gut zehn Jahren ist er in Rente, und das scheint ihm gut zu gefallen. Er wiederholt, im Leben viel Glück gehabt zu haben, auch in Bezug auf seine Gesundheit. Wie bei vielen Personen seines Alters machen sich kleine Gesundheitsprobleme bemerkbar – hier und da ein Zwicken und Zwacken, das Herz, der Blutdruck und etwas Rheuma. Aber er strahlt Optimismus aus und wirkt gut in Form. Er schwärmt vom Gefühl der Freiheit, das er empfindet, wenn er mit seinem Velo einkaufen fährt.

Und er gesteht mir, eine grosse Sorge zu haben – zu stürzen, zum Beispiel vom Velo, und nicht mehr aufstehen zu können. Das sei ihm bereits einmal passiert. Ein Autofahrer, der nicht wusste, wohin er wollte, hatte abrupt gestoppt und ihm den Weg abgeschnitten. Glücklicherweise erhielt Michel Bron sofort Hilfe.

Grosszügig aus Familientradition

Wie er von seinen Spenden erzählt, kommt Michel Bron auf seine Mutter zu sprechen. Vor allem sie war es, die ihm beigebracht hat, grosszügig zu sein und sich um andere zu kümmern. Einer ihre Sätze ist ihm im Gedächtnis haften geblieben: Mach es dir zur Gewohnheit, deinem Nächsten Gutes zu tun.

Seine Mutter hatte Rheuma. Deshalb hatte er Kontakte zu ihrem Rheumatologen und zur Rheumaliga. Er spendet sowohl zu Gunsten der Rheumaliga Genf als auch der Rheumaliga Schweiz, da er die Arbeit auf lokaler wie auf nationaler Ebene schätzt und der Meinung ist, dass beides für ein gutes Funktionieren einer Organisation wichtig sei.

Spenden mit System und Methode

Neben den Rheumaligen unterstützt Michel Bron etwa dreissig sehr unterschiedliche Organisationen. Was ihn beschäftigt, ist die Entwicklung der Zahlen in Bezug auf die Armutsgrenze in der Schweiz. Sie weisen auf eine Gesellschaft mit zunehmender Ungleichheit hin. Auf der einen Seite häuft sich immer grösserer Reichtum, während es auf der anderen Seite immer mehr sehr arme Leute gibt. Dieses Elend geht ihm zu Herzen. Aus diesem Grund unterstützt er verschiedene Projekte vom protestantischen Sozialzentrum über Projekte im Gesundheitsbereich und für Kinder bis hin zu solchen zum Wohle von Tieren.

Er spendet ausschliesslich für in der Schweiz tätige Einrichtungen, da er nicht immer überzeugt ist, dass ins Ausland gespendetes Geld wirklich da ankommt, wo es ankommen soll. Er weiss genau, wem er wie viel spendet, und stellt sein monatliches Budget sehr gewissenhaft auf. Er erhält viel Post (er seufzt), aber wählt sehr genau aus und wirft vieles weg.

Ich frage ihn, ob er bei der Auswahl einer Organisation einem besonderen Kriterienkatalog folge. Er denkt kurz nach und teilt mir mit einem Lächeln mit: «Was ich überhaupt nicht mag, ist, nicht zu wissen, von wem ein Schreiben kommt. Ihre Umschläge und Schreiben [der Rheumaliga, Anmerkung der Redaktion] sind klar und deutlich gekennzeichnet.»

Bron Cuisine

Produkte, die begeistern

Das Gespräch bleibt angeregt und die Atmosphäre angenehm. Wir kommen auf die Hilfsmittel zu sprechen. Das Gesicht von Michel Bron hellt sich auf und er gesteht mir, Gadgets zu lieben. Er holt verschiedene Dinge aus seinen Schränken und Schubladen und führt sie mir vor: einen batteriebetriebenen Dosenöffner, ein Messer und seine letzte Anschaffung, einen Flaschenöffner in Pilzform. Dieses Ding bringt ihn so zum Lachen, dass er es fast nicht schafft, eine Flasche zu öffnen. Und dann vertieft er sich in den Hilfsmittelkatalog der Rheumaliga. Die verschiedenen Produkte begeistern ihn so sehr, dass er sie seinen Nachbarn und seinen Bekannten weiterempfiehlt.

Wir hätten noch Stunden weiterplaudern können. Seine Begeisterung für die Hilfsmittel ist ansteckend, sein Interesse für verschiedene Projekte lebhaft, sein Wissen über die Welt der gemeinnützigen Organisationen beeindruckend und sein Engagement für andere beispielhaft.

Datum des Interviews: 01.12.2016

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