Gicht, Genetik und Lebensstil

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Gichtfuss

Der Gicht liegt ein Stoffwechselproblem zugrunde. Die schmerzhafte Erkrankung ist die Folge von zu viel Harnsäure im Blut, einer sog. Hyperurikämie. Die meisten Gichtbetroffenen zeigen eine erbliche Veranlagung zu einem erhöhten Harnsäurespiegel. Sie bilden im Stoffwechsel überdurchschnittlich viel Harnsäure – oder scheiden in den Nieren zu wenig davon aus.

Zu den klassischen Auslösern eines häufig nächtlichen Gichtanfalls zählen ein Zechgelage oder ein üppiges Abendessen mit viel Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchten. Diese Nahrungsmittel führen dem Körper viele Purine zu, die im Stoffwechsel zu Harnsäure abgebaut und über die Nieren ausgeschieden werden.

Gleichzeitig schwächt reichlicher Alkoholkonsum die Nieren. Beides treibt den Harnsäurespiegel in die Höhe, und ab einem gewissen Wert beginnt sich die durch die Blutbahnen strömende Harnsäure zu kristallisieren. Die scharfkantigen Harnsäurekristalle lagern sich in Gelenken und Weichteilen ab, wo sie Entzündungen, Schwellungen und heftige Schmerzen verursachen.

Genetik oder Lifestyle?

Die Auslöser eines Gichtanfalls zählen zum medizinischen Allgemeinwissen. Das hat eine vom Umfrageinstitut LINK durchgeführte Telefonbefragung von 663 Personen im Alter von 35 bis 75 Jahren kürzlich ergeben. Die Befragten nennen als Gichtursache primär die falsche Ernährung und den Alkoholkonsum.  

Zu den unterschätzten Ernährungsfehlern, die eine Gicht auslösen können, zählt auch der übermässige Konsum von Muskelaufbaupräparaten, die viel Protein und Kreatin enthalten. Die in Unmengen anfallenden Abbauprodukte sowohl des Eiweiss- wie des Purinstoffwechsels können die Nieren doppelt überfordern. 

Die Kenntnis der Lifestyle-Ursachen der Gicht kontrastiert auffällig mit dem Wissen um deren genetische Hintergründe. Nur gerade 16% der Umfrageteilnehmenden identifizieren die angeborene Veranlagung zu einem erhöhten Harnsäurespiegel als eine Gichtursache. 

Die Gichtforschung geht seit den umfangreichen Untersuchungen im internationalen «Global Urate Genetics Consortium» (GUGC) von mindestens 28 genetischen Risikofaktoren für einen erhöhten Harnsäurespiegel aus.1

Empfehlungen der Rheumaliga

Zeigt eine Blutuntersuchung auffällig hohe Harnsäurewerte, empfiehlt es sich, das eigene Gichtrisiko durch eine Umstellung der Ess- und Trinkgewohnheiten zu reduzieren und sich allenfalls über die Chancen und Risiken einer medikamentösen Senkung des Harnsäurespiegels zu informieren.

Drei von vier Gichtbetroffenen leiden an Fettleibigkeit, Bluthochdruck, abnormen Blutfetten und Störungen des Zuckerstoffwechsels, den klassischen vier Anzeichen des sog. «metabolischen Syndroms». Diesem Syndrom liegen genetische Mutationen zugrunde, aber Fehlernährung und Bewegungsmangel verschlimmern das Gesundheitsrisiko erheblich. Übergewichtige gichtanfällige Personen sollten durch eine Gewichtsabnahme, eine gesunde Ernährung und die Steigerung der körperlichen Fitness Gegensteuer geben.

Anmerkung

  1. «Gicht zu einem wesentlichen Anteil genetisch bedingt», News vom 16. Januar 2013 auf «Rheumatologen im Netz» – Link

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