Psoriasis-Arthritis

Die Psoriasis-Arthritis (PsA), auch Schuppenflechtenarthritis genannt, ist eine chronisch entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis), die zusammen mit einer Schuppenflechte (Psoriasis) auftritt.

Die Betroffenen leiden an schmerzhaften Entzündungen der Gelenke oder der Wirbelsäule – und gleichzeitig an krankhaften Veränderungen der Haut oder der Nägel (Schuppenflechte). Bis zu 15% aller Psoriasis-Patienten entwickeln eine Psoriasis-Arthritis.

Die Psoriasis-Arthritis zählt zu den Autoimmunerkrankungen und (zusammen mit Morbus Bechterew) zur Gruppe der Spondyloarthritiden. Unter Spondyloarthritis versteht man eine chronische entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule und von Gelenken.

Ursachen

Die Ursachen der Psoriasis-Arthritis sind unbekannt. Als mögliche Auslöser werden Infektionen durch Bakterien oder Viren gehandelt, auch mag eine genetische Veranlagung eine Rolle spielen.

Symptome

Die Psoriasis-Arthritis kombiniert die Beschwerden einer Schuppenflechte an Haut und Nägeln mit chronischen Entzündungen an Gelenken, Sehnen und der Wirbelsäule.

Gelenk- und Hautbefall müssen nicht parallel verlaufen. Zumeist geht die Schuppenflechte den Entzündungen von Gelenken oder der Wirbelsäule zeitlich voraus. Selten treten die Symptome beider Erkrankungen gleichzeitig auf. Bei 10% der Patienten sind zuerst die Gelenke oder die Wirbelsäule befallen, ehe sich die Hautveränderungen zeigen, die auch sehr mild sein und auf der behaarten Kopfhaut oder in der Gesässfalte leicht übersehen werden können.

Zwischen der Schwere der Schuppenflechte und dem Ausmass des Gelenk- oder des Wirbelsäulenbefalls besteht kein Zusammenhang.

Die Schuppenflechte befällt vorwiegend die Haut, zuweilen aber auch nur die Finger- und Zehennägel. Auf der Hautoberfläche zeigen sich gerötete oder schuppende Bezirke. Sie können am ganzen Körper auftreten oder sich auf einzelnen Stellen wie die Kopfhaut, den Gehörgang, die Gesässfalte oder den Bereich um den Bauchnabel beschränken.

Auslöser der sicht- und spürbaren Hautveränderungen ist die beschleunigte Erneuerung der Epidermis (Oberhaut). Während dieser Prozess bei der gesunden Haut 28 Tage dauert, erneuern sich von Psoriasis betroffene Hautzellen binnen einer Woche. Der unvollständige Verhornungsprozess lässt Schuppen entstehen. Die betroffenen Hautstellen trocknen aus, und es kann zu Blutungen kommen. Während akuter Schübe kann sich starker Juckreiz hinzugesellen.

Charakteristisch für ein Nagelpsoriasis sind «Tüpfelnägel» (Vertiefungen von der Grösse eines Stecknadelkopfes) und «Ölflecken» (gelbliche Verfärbungen der Nägel). Häufig sind gleichzeitig mehrere Nägel beider Hände und beider Füsse betroffen.

Die für die Psoriasis-Arthritis charakteristischen Gelenkbeschwerden treten meist schleichend auf. Anfangs sind nur ganz wenige Gelenke einer Körperseite betroffen, erst im weiteren Verlauf entzünden sich mehr Gelenke.

Bei 80% der Patienten befällt die Psoriasis-Arthritis asymmetrisch weniger als fünf Gelenke der oberen und unteren Gliedmassen. Asymmetrisch bedeutet, dass beide Körperseiten ungleich betroffen sind (im Unterschied zur symmetrischen Gelenkverteilung der rheumatoiden Arthritis). Bei ungefähr 5% der Patienten sind mehr als fünf Gelenke betroffen.

Psoriasis-Arthritis-Patienten leiden an entzündeten Gelenken, Sehnenansätzen, Sehnenscheiden und Schleimbeuteln. Die Gelenke sind geschwollen. Die Haut der betroffenen Gelenkregion spannt und verfärbt sich rötlich bis bläulich. Der Druckschmerz ist geringer als bei der rheumatoiden Arthritis (RA), und die Gelenke sind seltener überwärmt. Auch die für die RA typische Morgensteife ist anfangs seltener (im späteren Stadium aber bei mehr als der Hälfte der Patienten vorhanden). Auch können bei der Psoriasis-Arthritis Gelenkschmerzen auftreten, ohne dass dem eine entzündliche Reaktion zugrunde läge.

Bei 20% aller Psoriasis-Arthritis-Patienten ist die Wirbelsäule entzündet. Typischerweise verursacht die Wirbelsäulenentzündung nächtliche Rücken- oder Nackenschmerzen oder morgens ein steifes Kreuz. Auch Entzündungen der Augen (genauer der Bindehaut und der Regenbogenhaut) zählen zu den Symptomen einer Psoriasis-Arthritis sowie sehr selten Entzündungen innerer Organe.

Diagnose

Eine Schwierigkeit der Diagnose liegt darin, dass in der Psoriasis-Arthritis eine Haut- und eine Gelenkerkrankung zusammentreffen. Im Idealfall leisten Fachleute beider Disziplinen ihren Anteil an der Diagnose mit dem Ziel, die Anzeichen der jeweils anderen Erkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen. Man vermutet bei Psoriasis-Betroffenen eine hohe Dunkelziffer unerkannter Fälle von Psoriasis-Arthritis.

Ein besonderes Merkmal der Psoriasis-Arthritis ist das Fehlen typischer laborimmunologischer Befunde, wie sie bei anderen rheumatologischen Erkrankungen vielfach vorkommen (Rheumafaktoren, CCP-Anti­körper). Beim Befall der Wirbelsäule lässt sich häufig der Blutfaktor HLA-B27 nachweisen, der aber ebenso auf Morbus Bechterew hindeuten kann. Alles in allem liefern Blutuntersuchungen wenige diagnostische Anhaltspunkte. Doch sie können zur Kontrolle der medikamentösen Therapie wichtig werden und der Erkennung möglicher Nebenwirkungen auf die Leber, die Nieren oder die Blutbildung dienen.

Röntgenaufnahmen der betroffenen Gelenke oder der Wirbelsäule zeigen zu Beginn der Erkrankung selten Auffälligkeiten. Sie können aber im weiteren Verlauf über die Jahre Veränderungen der Gelenke dokumentieren. Die Veränderungen zeigen sich deutlich anders als bei einer rheumatoiden Arthritis oder anderem entzündlichem Rheuma und erlauben eine recht sichere Diagnostik, wenn auch selten schon in der Frühphase.

Zur weiteren Abklärung von Gelenkveränderungen, insbesondere am Iliosakralgelenk (Kreuz-Darmbein-Gelenk), werden die üblichen modernen bildgebenden Verfahren angewandt (MRI, Ultraschall, Computertomographie).

Behandlung

Die Psoriasis-Arthritis gilt als unheilbar. Doch neuere Medikamente ermöglichen eine weitgehende Unterdrückung sowohl der Haut- als auch der Gelenksymptome und verhindern eine Zerstörung von Gelenken.

NSAR

Gegen die Entzündungen und die Schmerzen einer leichten Psoriasis-Arthritis helfen nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Sie können die Gelenkzerstörung aber nicht aufhalten und haben keine Wirkung auf den Hautbefall.

Basismedikamente

Sind mehrere Gelenke betroffen, kommen meist Basismedikamente zum Einsatz. Sie greifen in bestimmte Abläufe des Immunsystems ein und können die Entwicklung einer Arthritis bremsen und die Zerstörung von Gelenken abwenden. Sie wirken primär auf die entzündeten Gelenke der Hand, auf die Ellbogen, die Knie und die Füsse sowie auf die entzündeten Sehnen. Auch auf die Hauterkrankung (Schuppenflechte) haben viele Basismedikamente eine günstige Wirkung, aber leider kaum eine auf die Entzündung der Wirbelsäule.

Biologika

Biologika sind eine neue Generation von Basismedikamenten, die bei schweren Formen einer Psoriasis-Arthritis (und wenn sich die konventionellen Basismedikamente als unwirksam erwiesen haben) zur Anwendung kommen. Es handelt sich dabei um komplexe Eiweisssubstanzen, die aus gentechnisch veränderten tierischen oder pflanzlichen Organismen aufwendig produziert werden. Biologika greifen präzise in ganz bestimmte Abläufe des Immunsystems ein und haben bei der Psoriasis-Arthritis (wie auch bei anderen Formen der Spondylarthritis) eine entzündungshemmende Wirkung sowohl auf Gelenke und Sehnen wie auch auf die Wirbelsäule und die Haut. Eine Behandlung mit Biologika wird in der Regel gut vertragen.

Cortison

Cortisonpräparate sind effiziente Entzündungshemmer. Sie lassen sich direkt in einzelne entzündete Gelenke oder an die entzündeten Sehnenansatzstellen (z.B. im Ellbogen oder an der Ferse) spritzen. Die Langzeitbehandlung mit Cortison erfolgt in Tablettenform und verursacht häufig Nebenwirkungen wie Osteoporose, erhöhten Blutdruck oder Augendruck, Ausdünnung der Haut oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit).

Bewegung

Sport und körperliche Aktivitäten helfen, Gelenkversteifungen zu verhindern und die Muskelkraft zu erhalten. Physikalische Massnahmen wie Wärme, Kälte und Ultraschall werden angewandt, um Muskeln zu lockern und die Schmerzen und die Entzündungen zu vermindern. Gezielte Physiotherapie kann die gelenkführenden Muskeln stärken, namentlich im Knie, an der Hüfte und an der Wirbelsäule.

Ernährung

Eine günstige Wirkung auf entzündete Gelenke haben Fischfette (Omega-3-Fettsäuren) im Rahmen einer abwechslungsreichen Ernährung. Alkohol kann die Beschwerden in Gelenken und auf der Haut verstärken.

Hautbehandlung

Das Spektrum der dermatologischen Therapie reicht von lokal aufgetragenen Salben und Lotionen bis zu speziellen Biologika. Darüber hinaus wirkt auch ein Teil der vom Rheumatologen eingesetzten Substanzen gegen die Hautbeschwerden. Zusätzlich gibt es für die Haut die Möglichkeit einer Ultraviolettbestrahlung (PUVA-Therapie).

Chirurgie

Operative Eingriffe könne bei starker, medikamentös nicht behandelbaren Entzündungen und Zerstörungen einzelner Gelenke notwendig werden. So kann der Chirurg die entzündete Gelenkkapsel entfernen (Synovektomie) oder künstliche Gelenk einsetzen. Eher selten ist die Wirbelsäulenversteifung im Bereich der befallenen Halswirbelsäule.