Rückenschmerzen

Vier von fünf Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens einmal oder wiederholt an Rückenschmerzen. Die meisten Rückenschmerzen sind harmlos und unspezifisch, das heisst unbekannter Ursache. Rückenschmerzen klingen in den meisten Fällen binnen weniger Wochen ab. Doch sie können auch wiederkehren, chronisch werden und zu Einschränkungen führen.

Ursachen

85% der Rückenschmerzen haben eine unspezifische (ungenaue, unbestimmte) Ursache. Sie zeigen keinen Zusammenhang mit dem Zustand der Wirbelsäulen, einer Organ- oder einer Systemerkrankung. Wahrscheinlich spielen die Faszien (das kollagenfaserige Bindegewebe) eine besondere Rolle bei unspezifischen Rückenschmerzen, etwa die Lendenfaszie bei Kreuzschmerzen. Lesen Sie mehr über unspezifische Rückenschmerzen in diesem Blogartikel.

Die spezifischen Rückenschmerzen haben einen Anteil von lediglich 15%. Man führt sie zum Beispiel auf einen Bandscheibenvorfall, eine Spinalkanalverengung oder Wirbelbrüche im Zuge einer Osteoporose zurück. Oder man kann sie mit Entzündungen innerer Organe (wie des Rippenfells, der Bauchspeichedrüse, von Magen und Darm), chronisch entzündlichen Rheumaerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen oder Infektionen in Verbindung bringen.

Symptome

Rückenschmerzen können im gesamten Rücken auftreten. Betroffene erleben die Schmerzen als ziehend, brennend oder stechend. Rückenschmerzen können sich auf den Rücken beschränken oder in die Schultern, die Arme, ins Gesäss und in die Beine ausstrahlen.

Lumbalgie

Die häufigste Form von Rückenschmerzen sind Kreuzschmerzen, Schmerzen im unteren Rücken. Sie können plötzlich oder allmählich auftreten.

Akute und chronische Rückenschmerzen

Unter akuten Rückenschmerzen versteht man Rückenschmerzen, die maximal zwölf Wochen andauern. Ab dann spricht man von chronischen Rückenschmerzen.

Diagnose

Herkömmliche Rückenschmerzen, die in der Regel nach zwei bis vier Wochen verschwinden (oder nach vier Wochen merklich nachlassen), bedürfen keiner ärztlichen Untersuchung. Hingegen unverzüglich zum Arzt sollte man, wenn die Rückenschmerzen nach einem Unfall auftreten oder sich eines der folgenden Warnzeichen zeigt.

  • Fieber ohne vorangegangene Infektion
  • Gefühlsstörungen in Armen oder Beinen
  • Schwierigkeiten, Beine oder Arme zu bewegen
  • Lähmungserscheinungen in Beinen oder Armen
  • Blasen- oder Darmfunktionsprobleme
  • unerklärliche Gewichtsabnahme
  • allgemeines Krankheitsgefühl

Das sind Warnzeichen für eine ernste, spezifische Ursache.

Lassen Rückenschmerzen nach vier bis sechs Wochen nicht nach, sind weitere Untersuchungen angeraten. Der Hausarzt oder ein Rheumatologe wird die betroffene Person gründlich untersuchen, allenfalls mit Hilfe bildgebender Diagnostik. Diese Verfahren sind bei Rückenschmerzen aber wenig aussagekräftig. Bandscheibenvorfälle oder Abnützungen und Verkalkungen an der Wirbelsäule müssen mit empfundenen Rückenschmerzen keineswegs zusammenhängen.

Behandlung

Bei spezifischen Rückenschmerzen muss die jeweilige Ursache behandelt werden. Das kann z.B. eine Therapie mit Antibiotika bei einer Entzündung der Nieren sein oder eine Behandlung mit dem Herzkatheter im Falle eines Herzinfarktes.

Schwieriger ist die Behandlung unspezifischer Rückenschmerzen. Zu diesem Thema existieren unzählige Studien. Eine Wirksamkeit hat sich bei folgenden Behandlungsmassnahmen nachweisen lassen.

Bei herkömmlichen Rückenschmerzen ist es am besten, aktiv zu bleiben und seinen Alltagsaktivitäten wie gewohnt nachzugehen. Eine mehrtätige Bettruhe ist unwirksam und kann sogar schaden: Sie baut Muskel- und Knochensubstanz ab.

Sich zu schonen, ist die unwillkürliche Reaktion auf Rückenschmerzen, ein Schutzreflex. Doch es ist falsch und schädlich, tagelang inaktiv zu bleiben. Von Rückenschmerzen Betroffene profitieren im Gegenteil von kurzen Spaziergängen, von Lockerungsübungen und davon, zwischen Liegen, Stehen und Sitzen häufig zu wechseln.

Schmerzmedikamente können Rückenschmerzen wirkungsvoll lindern. Den meisten Patienten helfen Paracetamol oder nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Die Medikamente sollten mehrmals am Tag in regelmässigen Abständen eingenommen werden und nicht nur dann, wenn Schmerzen empfunden werden. Welches Medikament in welcher Dosis wie lange eingenommen werden soll, ist mit dem Arzt zu besprechen.

Wenn die medikamentöse Behandlung nicht genügend anschlägt und man sich im Alltag sehr eingeschränkt fühlt, können eine Physiotherapie, eine Osteopathie oder eine manuelle Therapie helfen. Der Therapeut kann lokale Blockaden der Wirbelsäule, Verspannungen der Rückenmuskeln oder Verhärtungen der Lendenfaszie lösen. Wichtig ist, die Behandlung von einem ausgebildeten Therapeuten durchführen zu lassen.

Chronische Rückenschmerzen sind einerseits Folge von Bewegungsmangel, Fehlbelastung und falscher Körperhaltung mit ständigem Sitzen. Andererseits spielt eine Rolle, wie wir mit Schmerzen, Stress im Beruf und weiteren psychischen Faktoren umgehen. Deshalb wurden interdisziplinäre Behandlungsprogramme entwickelt, die sich bausteinartig aus mehreren Modulen zusammensetzen. Sie umfassen in der Regel

  • Physiotherapie
  • Sport oder Training an Geräten
  • psychologische Behandlungen wie Schmerzbewältigung oder kognitive Verhaltenstherapie
  • komplementärmedizinische Techniken wie Akupunktur
  • Yoga, Tanz- oder Musiktherapie
  • Medikamente wie Schmerzmittel, Muskelrelaxantien und Antidepressiva

Wie geht der Betroffene mit seinen chronischen Schmerzen um? Was verstärkt und was lindert sie? Das für jede Person individuell zusammengestellte Programm geht solchen Fragen nach und sucht Erkenntnisse zu gewinnen, die helfen, den Teufelskreis von Schmerzen, Schonverhalten, Verspannung und neuerlichen Schmerzen aufzubrechen.

Chronische Schmerzen verschwinden nicht so leicht. Die Betroffenen können jedoch lernen, sich in Schmerzepisoden angemessen zu verhalten und den Schmerz möglichst gering zu halten, um im Alltag nicht davon dominiert zu werden.

Studien zeigen, dass die interdisziplinären Behandlungsprogramme bei chronischen Rückenschmerzen helfen.

Chirurgische Behandlungen von Rückenschmerzen sind selten: bei einer stark geschädigten Bandscheibe, einem schlimmen Bandscheibenvorfall oder einem schweren Wirbelkörperbruch. Eine Operation kann sich aufdrängen, wenn die Rückenschmerzen zu Lähmungen in einem Bein führen. Dies kann passieren, wenn eine vorgewölbte Bandscheibe auf die Nervenwurzeln drückt. Der Chirurg wird das Gewebe entfernen und so den Druck auf die Nerven reduzieren. Allerdings führt eine Operation nicht immer zum Ziel der Schmerzfreiheit. Operierte Bandscheiben können sich neuerlich vorwölben.

Selten ist eine Versteifung der Wirbelsäule notwendig. Dies kann angezeigt sein, wenn alle nicht-operativen Behandlungen versagt haben und die Schmerzen den Alltag sehr stark einschränken.

Treten bei älteren Menschen plötzliche Rückenschmerzen auf, kann die Ursache in einer Osteoporose liegen. Z.B. können poröse Wirbelkörper einbrechen. Der Operateur kann in diesem Fall die entstandenen Knochenhohlräume mit speziellem Knochenzement auffüllen.

Vorbeugung durch Bewegung

Die beste Strategie, akuten oder chronischen Rückenschmerzen vorzubeugen, besteht darin, aktiv zu sein und körperliche Bewegungin den Alltag einzubauen. Dazu lassen sich viele Gelegenheiten nutzen. Strecken und räkeln Sie sich zwischendurch auf dem Bürostuhl, steigen Sie Treppen und unternehmen Sie Spaziergänge.

Schwache Rückenmuskeln verspannen sich bei Überlastung. Deswegen ist es eine gute präventive Strategie gegen unspezifische Rückenschmerzen, gezielt die Muskeln zu stärken, die den Rücken stützen und bewegen. Dazu zählen nicht allein die Rückenmuskeln, sondern auch die Muskeln des Beckenbodens, im Bauch und das Zwerchfell.

Wer im Fitnessstudio trainiert, sollte auf eine ausgewogene Muskelgeometrie achten, um vorhandene Einseitigkeiten nicht noch zu verstärken. Ansonsten helfen Ausdauersportarten wie zügiges Gehen, Nordic Walking und Schwimmen, den Rücken zu stärken und geschmeidig zu halten.

Ein angepasstes Rückentraining bieten die Kurse der kantonalen Rheumaligen.

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