Entzündliches Rheuma: Vom ersten Arztbesuch zur Diagnose

Je früher entzündliches Rheuma diagnostiziert wird, umso wirkungsvoller lassen sich die Symptome bekämpfen. Die Rheumaliga Schweiz hat mittels einer Online-Umfrage erhoben, wie viel Zeit vergeht, bis Betroffene einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung eine Diagnose erhalten. Rund 40 Prozent der Teilnehmenden warteten über 24 Monate bis ihr Leiden einen Namen bekam und sie mit der gezielten Behandlung starten konnten.

Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis oder Morbus Bechterew ist eine schnelle Diagnose von grosser Relevanz. Die ersten Monate einer solchen Erkrankung stellen ein sogenanntes „therapeutisches Fenster“ dar. Innerhalb dieser Zeit kann der immunologische Prozess noch gestoppt oder nachhaltig verändert werden. Der Weg von den ersten Symptomen bis zur präzisen Diagnose kann für Rheuma-Patientinnen und -Patienten kräftezehrend sein und verlangt von den Betroffenen viel Geduld. Erst mit dem eindeutigen Krankheitsbefund können sie lernen, mit ihrer chronischen Krankheit umzugehen und zusammen mit den entsprechenden Fachpersonen die individuell geeignete Therapie finden.

Umfrageresultate: Rheuma ist nicht gleich Rheuma

Eine Umfrage der Rheumaliga Schweiz zeigt ein heterogenes Gesamtbild auf: Während einige Erkrankungen eher rasch erkannt werden, vergeht bei anderen sehr viel Zeit, bis die Diagnose gestellt wird. Die Rheumaliga Schweiz wollte von Menschen, die von entzündlichem Rheuma betroffen sind, wissen, wie lange es seit der ersten Arztkonsultation dauerte, bis sie die abschliessende Diagnose erhielten. 392 Personen aus allen drei Sprachregionen haben an der Umfrage teilgenommen, davon 84% Frauen und 16% Männer.

Laut Umfrage vergingen bei 38% der Befragten über 24 Monate vom ersten Arztbesuch bis zur eindeutigen Diagnose. Demgegenüber gaben 43% an, dass es weniger als 6 Monate dauerte, bis sie schliesslich ihre Diagnose erhielten.

Bei 67% der Betroffenen wurde die Diagnose von einem Rheumatologen oder einer Rheumatologin gestellt. Bei weiteren 23% wurde die Diagnosestellung von einem Hausarzt oder einer Hausärztin vorgenommen.

Die Teilnehmenden der Online-Umfrage gaben unterschiedliche Krankheitsbilder an: Rheumatoide Arthritis (144 Personen) oder Morbus Bechterew (119 Personen) wurden dabei von den meisten Personen genannt, gefolgt von Psoriasis-Arthritis und juveniler idiopathischer Arthritis. Während bei Betroffenen der rheumatoiden Arthritis oder der juvenilen idiopathischen Arthritis die Erkrankungen in mehr als der Hälfte der Fälle innerhalb der ersten sechs Monate erkannt wurden, zeigte sich bei der Psoriasis-Arthritis und vor allem beim Morbus Bechterew ein ganz anderes Bild. 44% der Betroffenen von Psoriasis-Arthritis und sogar 67% der Betroffenen von Morbus Bechterew gaben an, dass mehr als zwei Jahre seit dem ersten Arztbesuch bis hin zur Diagnose vergingen.

Zeitaufwändiges Ausschlussverfahren

Es zählt zu den schwierigeren Aufgaben der Hausärzte, herauszufinden, welche Beschwerden ihrer Patienten alltäglich-harmlos sind und welche von einer entzündlichen rheumatischen Erkrankung herrühren. Weitere Zeit nehmen die fachärztlichen Untersuchungen durch den Rheumatologen in Anspruch, gerade auch, um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, aber anderen Behandlungsoptionen auszuschliessen. So kann es eine Weile dauern, bis die Betroffenen eine eindeutige Diagnose bekommen und mit einer gezielten antientzündlichen Therapie begonnen werden kann.

Die umfassenden Abklärungen und eine klare Diagnose bilden das Fundament des Behandlungserfolges. Entzündliches Rheuma gilt nach wie vor als nicht heilbar, kann aber dank modernen interdisziplinären Methoden in den meisten Fällen gut behandelt werden.

Schon während des Diagnoseverfahrens und später während der gesamten Behandlungszeit müssen die Fachpersonen Hand in Hand mit der Patientin / dem Patienten arbeiten. Die patientengerechten Informationen der Rheumaliga unterstützen diesen Prozess und stellen sicher, dass alle die gleiche Sprache sprechen.