Was ist Rheuma?

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Schmerzen

Rheuma (oder Rheumatismus) ist ein Sammelbegriff für über 200 verschiedene Erkrankungen, die unterschiedliche Ursachen haben, unterschiedlich verlaufen und unterschiedliche Schäden verursachen können.

Der Begriff Rheumatismus wurde im 16. Jahrhundert von einem französischen Arzt geprägt. Der griechische Ausdruck to rheuma bedeutet wörtlich «was [im Körper] verströmt wird» und widerspiegelt das antike, aber bis ins 19. Jahrhundert anerkannt gewesene medizinische Konzept der Humoralpathologie.

Die Humoralpathologie verbindet die Entstehung von Krankheiten mit gewissen, im Körper zirkulierenden «Säften» (lateinisch: humores, zurückgehend auf das ayurvedische Konzept der dosha), die sich an wechselnden Orten (Gelenken, Organen) stauen und Blockaden verursachen können, die zu Entzündungen und Schmerzen führen.

Die moderne Medizin hat sich längst von der Humoralpathologie verabschiedet. Geblieben ist der systemische Charakter vieler rheumatischer Erkrankungen. Sie betreffen häufig den ganzen Körper und führen an verschiedenen, manchmal wechselnden Orten im Binde- und Stützgewebe des Bewegungsapparates zu Schädigungen oder Symptomen, sei es in Knochen, Gelenken oder Weichteilen. Zu den Weichteilen zählen Muskeln, Sehnen, Bänder, Schleimbeutel, das Bindegewebe, das Fettgewebe, die Blutgefässe und die Nerven.

Grob unterscheidet man entzündliche und nicht-entzündliche rheumatische Erkrankungen.

Von entzündlichem Rheuma ist die Rede, wenn die Entzündungsprozesse die zentrale Rolle im Krankheitsgeschehen spielen. Diese Entzündungsprozesse werden generell als überschiessend eingestuft (das heisst, dass sie zu schnell und zu stark ablaufen) und häufig als autoimmun gedeutet (das heisst, dass sie den eigenen Körper angreifen).

Bei den nicht-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen zeigen sich keine Anzeichen einer Entzündung oder spielt die Entzündungskomponente nur eine Nebenrolle.

Entzündliches Rheuma

  • Arthritiden: rheumatoide Arthritis (RA), Juvenile idiopathische Arthritis (JI A) und weitere entzündliche Gelenkerkrankungen unterschiedlicher Ursache, auch solche infolge bakterieller oder viraler Infektion
  • Spondyloarthritiden: entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule und der Gelenke, wie namentlich Morbus Bechterew
  • Kollagenosen: Bindegewebserkrankungen wie die Sklerodermie, das Sjögren-Syndrom und der systemische Lupus erythematodes
  • Vaskulitiden: entzündliche Erkrankungen der Blutgefässe
  • Polymyalgica rheumatica
  • Kristallerkrankungen: Gicht, CPPD (Pseudogicht)

Nicht-entzündliches Rheuma

  • degenerative muskuloskelettale Erkrankungen: Arthrosen, Diskuserkrankungen u.a
  • lokale weichteilrheumatische Erkrankungen: Tendinopathie, Bursitis u.a.
  • generalisierte weichteilrheumatische Erkrankungen: Ehlers-Danlos-Syndrom u.a.
  • Knochenerkrankungen: Osteoporose, Glasknochenkrankheit u.a.


Volkskrankheit Nr. 1 in der Schweiz

Gegen 2 Millionen Menschen in der Schweiz sind von rheumatischen Beschwerden betroffen. Rund jede vierte Invaliditätsrente wird aufgrund einer rheumatischen Erkrankung gesprochen. Rheuma verursacht höhere Kosten als jede andere nicht übertragbare Krankheit. Die medizinischen Gesamtkosten belaufen sich pro Jahr auf 23 Milliarden Franken. Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen im Vergleich dazu jährlich 17 Millarden Franken aus, Krebs 11 Milliarden Franken.

Rheuma kennt keine Altersgrenze

Obwohl manche Formen von Rheuma (wie Arthrose, Pseudogicht und Osteoporose) grossmehrheitlich ältere Menschen betreffen, darf man nicht vergessen, dass auch Jugendliche und Kinder von entzündlichem Rheuma betroffen sein können, namentlich von Arthritis und Psoriasis-Arthritis.

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