Steckbrief Kniegelenk

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Kniegelenk Modell

Definition
Das Kniegelenk ist die bewegliche Verbindung dreier Knochen:

  1. Oberschenkelknochen (Femur)
  2. Schienbein (Tibia)
  3. Kniescheibe (Patella)
Kniegelenk Anatomie 500Px

1 und 2 bilden das Kniekehlgelenk. Es ist das eigentliche Gelenk zum Beugen und Strecken des Beins. 1 und 3 bilden das Kniescheibengelenk. – Das Kniegelenk besteht also aus zwei Teilgelenken.

Dimensionen
Das Kniegelenk ist das grösste Gelenk des menschlichen Körpers und über die Kniescheibe direkt mit dem grössten menschlichen Muskel verbunden, dem Quadrizeps auf der Vorderseite des Oberschenkels.

Leistungsstärke
Das Kniegelenk ist auf eine hohe Gelenkbelastung ausgelegt. Beim schnellen Gehen belasten wir es mit dem Drei- bis Vierfachen des Körpergewichts, bergab mit dem Achtfachen. Wenn wir rennen, klettern die Werte auf das Neun- bis Elffache.

Typus
Das Kniegelenk ist ein Dreh-Scharniergelenk. «Scharniergelenk» meint, dass es sich beugen und strecken lässt. Dabei vollführen die Kondylen rollende und gleitende Bewegungen. Als Kondylen («Knorren», «Knollen») bezeichnet man die beiden walzenförmigen Höcker der Gelenkflächen im Kniekehlgelenk, besonders ausgeprägt am Oberschenkelknochen. Zusätzlich lässt sich das gebeugte Knie in geringem Masse beidseitig drehen. Dieselbe Kombination von Scharnier- und Drehfunktion finden wir auch im Ellbogengelenk.

Kniegelenk Meniskus Kreuzband

Knautschzonen
Jedes Kniegelenk besitzt zwei Menisken («Möndchen»). Das sind halbmondförmige Kollagenscheiben im Kniekehlgelenk, also zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein. Die Menisken federn die Bewegungen innerhalb des Kniegelenks ab. Sie schützen und unterstützen als zusätzliche Puffer den Gelenkknorpel. Die Menisken bestehen (wie die Bandscheiben der Wirbelsäule) aus Faserknorpel. Im Unterschied dazu sind die Kondylen mit höherwertigem Gelenkknorpel (hyalinem Knorpel)überzogen.

Pölsterchen
Zwischen der Kniescheibe und dem Schienbein sitzt der Hoffa-Fettkörper. Und an Stellen, wo Reibungskräfte entstehen, ist das Kniegelenk von mehreren Schleimbeuteln umgeben. Schleimbeutel zählen wie die gelenkumgebenden Sehnen und Muskeln zu den periartikulären Strukturen (periartikulär heisst «ums Gelenk herum»).

Hülle
Umhüllt wird das Kniegelenk von einer grossen Gelenkkapsel. Sie ist aussen mit unzähligen Rezeptoren bestückt, die über die Lage des Gelenks und die darauf einwirkenden Zug- und Druckkräfte Informationen sammeln und abgeben. Nach innen zu bildet die Gelenkkapsel die für den Stoffwechsel (Metabolismus) der Knorpelzellen lebenswichtige Gelenkflüssigkeit (Synovia).

Einige häufige Erkrankungen

Kniearthrose

Knorpelzellen leiden sowohl mechanisch (unter Über- oder Fehlbelastung) als auch metabolisch (bei Nährstoffmangel). Beide Faktoren setzen und halten Prozesse in Gang, die den Gelenkknorpel im Endeffekt abbauen. Dies nennt man eine Arthrose. Zu den Kennzeichen einer fortgeschrittenen Kniearthrose zählen ein beträchtlicher Knorpelverlust, kompensierende Knochenwucherungen, flüssigkeitsgefüllte Knochenhohlräume (Zysten), eine Fehlstellung von Oberschenkelknochen und Schienbein zueinander sowie chronische Schmerzen. Diese entspringen verschiedenen Schmerzquellen im Gelenk und ums Gelenk herum.

Kreuzbandriss

Sportunfälle verletzen häufig die Kreuzbänder, die das Kniegelenk im Zentrum stabilisieren. Die Bänder werden angerissen oder reissen vollständig. Am häufigsten trifft es das vordere Kreuzband, seltener das hintere oder beide Kreuzbänder gleichzeitig.

Unhappy Triad

Ein Unglück kommt selten allein, wenn sich das Knie bei einem Sportunfall verdreht, weil man zum Beispiel mit dem Ski hängen bleibt. Oft reissen dann das vordere Kreuzband, der Innenmeniskus und das innere Seitenband gleichzeitig. Die Kombination der drei Verletzungen hat einen eigenen Namen bekommen: «Unhappy Triad».

Meniskusschäden

Die zwei halbmondförmigen Knorpelscheiben im Kniegelenk sind für verschiedene Schädigungen anfällig. Sie reichen von unfallbedingten Meniskusrissen bis zum chronischen Abbau des Knorpelgewebes, der Meniskusdegeneration.

Chronisch instabiles Knie

Sind die Bänder instabil, ist es das ganze Knie. Betroffene haben das Gefühl, dass das Knie keinen festen Halt mehr biete. Ein chronisch instabiles Knie kann in seiner Funktion eingeschränkt sein oder bei alltäglichen Bewegungen heftig schmerzen.

Baker-Zyste

Entzündungen im Knie sowie Kniearthrosen und Meniskusschäden erhöhen die Flüssigkeitsproduktion im Gelenk. Wenn die anschwellende Gelenkkapsel deswegen in die Kniekehle ausstülpt, entsteht eine «Baker-Zyste», benannt nach einem englischen Chirurgen des 19. Jahrhunderts.

Kniefreundliche Verhaltensweisen

Bewegung

Alltagsbewegung und sportliche Aktivitäten sind wichtig für das Kniegelenk. Sie kräftigen die Muskeln um das Gelenk herum. Die muskuläre Stabilisierung vermag funktionelle und strukturelle Schwächen im Gelenk (durch Arthrose, Bänderriss, chronisch instabile Bänder) teilweise zu kompensieren.

Bewegung ist auch wichtig für den Metabolismus (Stoffwechsel) des Gelenkknorpels. Denn der Knorpel verhält sich im Wechsel von Belastung und Entlastung wie ein Schwamm. Zusammengepresst, gibt er Abfallstoffe ab, um sich in der Entlastungsphase mit frischen Nährstoffen, Wachstumsfaktoren und Interleukinen (Botenstoffen des Immunsystems) vollzusaugen.

Bewegung ist auch bei einer Kniearthrose wichtig und empfohlen (ausser in einer akuten Entzündungsphase). Allerdings sollte man Bewegungsformen und Sportarten wählen, die die Gelenkbelastung begrenzen. Dazu zählen Wandern in ebenem Gelände, Nordic Walking, Velofahren, klassischer Tanz sowie Wassergymnastik und Aquajogging. Aus dem Bereich der asiatischen Bewegungsformen darf man Qi Gong, Lu Jong und (angepasstes) Yoga hinzufügen. Zum gezielten Muskelaufbau bei einer Kniearthrose empfiehlt sich das Programm GLA:D.

Gewichtskontrolle

Auch das Körpergewicht lastet auf den Kniegelenken. Gerade bei einer Kniearthrose lohnt es sich, überflüssige Pfunde loszuwerden. Die Gewichtsreduktion kann die Schmerzen reduzieren und die Funktionsfähigkeit des Kniegelenks steigern. Verantwortlich dafür scheint weniger die Reduktion der direkten Gewichtsbelastung zu sein, als vielmehr der Abbau von Fettgewebe. Denn es produziert entzündungsfördernde Hormone namens Adipokine. Diese können überall im Körper Entzündungen verursachen oder verstärken.

Stressabbau

Stresssituationen versetzen unseren Körper in einen Spannungszustand. Der Tonus der Muskeln schnellt in die Höhe. Ohne Ausgleich kann sich über die Jahre hinweg eine muskulo-fasziale Daueranspannung einnisten. Sind die gelenkumgebenden Muskeln und Faszien betroffen, hat dies zwangsläufig Einfluss auf das Gelenk. So kann ein chronisch übermässiger Muskeltonus im Oberschenkel und der Wade eine mögliche Schmerzquelle der Kniearthrose sein. Gezielte Dehnübungen und häufiges Faszientraining helfen, unnatürliche Spannungszustände abzubauen und die Muskeln und die Faszien wieder geschmeidig zu machen.

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