Spenden ist ein Geben und Nehmen.

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Porträtfoto von Herrn Hunziker, Schaffhausen

Spenden ist nicht nur geben. Wer spendet, erhält auch eine Gegenleistung. Das ist Röby Hunzikers Überzeugung und seine Erfahrung: «Als Spender verbinde ich mich mit einem Anliegen und den Personen, die dahinterstehen und von denen ich ein Feedback bekomme, einen Nutzen haben kann, in welcher Form auch immer.» 

So rundet Röby Hunziker seinen Mitgliederbeitrag an die Rheumaliga Schaffhausen jedes Jahr grosszügig auf. Der gute Draht zur Geschäftsleiterin Claudia Hurtig erschliesst ihm im Gegenzug eine Informationsquelle zu Gesundheitsthemen, die ihn, nach mehreren medizinischen Eingriffen, stark interessieren. «Die Rheumaliga Schaffhausen organisiert hervorragende medizinische Vorträge, von denen ich keinen verpasse.»

Je länger man sich mit Röby Hunziker über das Thema Spenden unterhält, desto mehr gewinnt man den Eindruck: Das Spendenverhalten eines Menschen ist ein Abbild seiner Persönlichkeit. Sag mir, wie du spendest, und ich sage dir, wer du bist. Röby Hunziker geht mit offenen Augen durch die Welt, ihn interessieren die Menschen, die Tiere, die Natur, das Leben. Das ist die Einstellung hinter seinen vielen Engagements. Röby Hunziker springt ein und hilft aus, wo er kann, sei es mit einem Geldbetrag oder mit seiner Arbeitskraft, seinem Organisationstalent und seinem Beziehungsnetz. 

Sich mit ihm über seine vielen freiwilligen Verpflichtungen zu unterhalten, ist ein kurzweiliges Vergnügen. Unser Gespräch an einem wenig freundlichen Novembertag in Schaffhausen dauerte so lange, dass er für die Überschreitung der Parkzeit einen Busszettel bekam (sorry, Röby!).

Rheumaliga Schweiz: Als Kleintierzüchter verbringen Sie täglich viel Zeit mit Tieren. Spenden Sie auch für Tiere?

Röby Hunziker: Und ob! Ich bin Pate von vier Tierarten auf dem Ballenberg, von Ochsen, Eseln, Geissen und Schafen. Wunderbare Tiere, die gehegt und gepflegt werden müssen, was ich gerne finanziell unterstütze, zumal das Schweizer Freilichtmuseum nicht im Geld schwimmt. Selber züchte ich Hasen und Hühner, wie die goldfarbenen New Hampshire Hühner. Es geht mir dabei nicht um die Eier, die ich grösstenteils verschenke, sondern um einen Beitrag zum Erhalt wertvoller Rassen.

Sie unterstützen auch sportlichen Nachwuchs. Was ist hier Ihre Motivation?

Sport war mir immer wichtig im Leben, und ist es noch heute, auch wenn ich nicht mehr so viel wandere, langlaufe und walke wie früher. Jeden Monat bin ich mit einer 30- bis 50-köpfigen Pensionierten-Wandergruppe unterwegs, einmal im Jahr bin ich deren Wanderleiter. Früher war der Langlaufsport meine ganz grosse Leidenschaft, und mit Nordic Walking habe ich 1967 angefangen, als das Herumlaufen mit Stöcken noch etwas Exotisches war. Mein jetziger Schwerpunkt ist der Handballsport, ich leite einen Hardcore-Fanclub und organisiere die gemeinsamen Reisen zu den Auswärtsspielen. Sport war und ist mir wichtig, darum unterstütze ich einige Nachwuchssportler im nahen Schwarzwald, die schöne Erfolge haben.

Warum sind Sie Mitglied der Rheumaliga?

Ich hatte in meinem Berufsleben schon viel mit dem Gesundheitswesen zu tun. Erst als junger Kaufmann in einer Davoser Klinik, dann vier Jahrzehnte lang als Case Manager (ein Begriff, den ich nicht mag) im Schadendienst einer grossen Versicherung, anfangs in Schaffhausen, wo ich die Abteilung aufgebaut habe, dann in Zürich. Auch meine eigenen Erfahrungen mit der Medizin und speziell der Chirurgie habe ich machen dürfen. Ich habe schon rekordverdächtig lange zwei künstliche Hüftgelenke. Und seit kurzem wohl Rheuma, Arthrose oder weiss der Gugger. So bin ich der Rheumaliga Schaffhausen beigetreten und gehe zu allen Anlässen, die Claudia Hurtig und ihr Team auf die Beine stellen.

Spenden Sie eher grössere oder kleinere Beträge?

Ich wäre bald pleite, würde ich überall, wo ich spende, aus dem Vollen schöpfen. Ich engagiere mich für so viele Menschen, Projekte und Organisationen, dass die einzelnen Beträge gar nicht sehr gross sein können. Aber ich sage: Viele Kleinspender machen auch viel Mist. Da läppert sich etwas zusammen.

Schauen Sie beim Spenden auf das Zertifikat einer Organisation?

Überhaupt nicht, ich gebe nicht viel auf Labels, auf Zertifizierungen irgendwelcher Bürokratien. Mir ist der persönliche Bezug zum Spendenempfänger wichtig. Ich gebe das Label selber. Und ich gebe es, wo ich Professionalität am Werk sehe und Menschlichkeit spüre.

Wohin gehen Ihre Spenden, in die Schweiz oder in die ganze Welt?

Da ich einen nahen Bezug zum Spendenzweck haben und sehen möchte, was das Spendengeld bewirkt, spende ich nur in der Schweiz, ausgenommen meine Unterstützung des Jugendsports im Schwarzwald. Je weiter weg ein Spendenempfänger, desto ungewisser, ob die Spenden auch ankommen oder unterwegs irgendwo versickern.

Gibt es eine Spende, die Sie nachträglich bereut haben?

Nein, das ist noch nicht vorgekommen. Aber ich würde eine Spende bereuen, wenn ich erführe, dass von dem gespendeten Geld zu viel abgezwackt würde. Klar, es geht nicht ohne einen gewissen Verwaltungsanteil, der muss sein, aber bitte so klein wie nur irgend möglich.

Könnten Sie es sich vorstellen, eine Spende ins Testament zu schreiben, ein Legat auszurichten?

Darüber nachgedacht habe ich schon, auch die Broschüre der Rheumaliga gelesen [«Gutes tun, das bleibt», Anm. der Redaktion]. Vielleicht sollte ich einmal ein Konzept machen, mir eine Strategie zurechtlegen, wo ich als Spender welche Schwerpunkte setze. Jetzt spende ich häufig spontan, vom Bauchgefühl geleitet. Andererseits kann ich mich aber auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, ein Legat in meinen letzten Willen zu schreiben. Ich bin lieber ein quicklebendiger Spender. Ich möchte etwas haben von meiner Spende, ein Feedback bekommen, eine Wirkung sehen.

Datum des Interviews: 17.11.2016

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